Alles zum Thema Factoring
Hier erfährst du alles über Factoring mit Vor- und Nachteilen.
Gerade wenn ihr als junges Startup unternehmerisch tätig seid, kann es sehr unangenehm werden, wenn Kunden nicht fristgemäß eure Rechnungen bezahlen. Wahrscheinlich hat niemand Lust und Kapazitäten den Kunden hinterherzulaufen, diese mehrmals zu kontaktieren und Mahnungen zu versenden. Ein solches Vorgehen schadet auch langfristig das Bindungsverhältnis. Parallel dazu steigt bei euch natürlich auch der Stress und die Sorgen, wenn eben jene Zahlung nicht auf das Geschäftskonto eingehen. Denn vereinzelnd sind diese möglicherweise entscheidend für die Aufrechterhaltung der Geschäftsprozesse. Um einen solchen Ärger aus dem Weg zu gehen, empfiehlt sich die Methode des Factorings. Hierbei werden Rechnungen an Dritte (Factoringgesellschaften) abgetreten, die dann die Vorfinanzierung gewährleisten. Das bedeutet rein praktisch, dass ihr dann zwar nicht zu 100% den Rechnungsbetrag bekommt, aber ein Großteil der offenstehenden Rechnungen von der Factoringgesellschaft an euch ausgezahlt werden, die dann nachgelagert selber die entsprechenden Ansprüche an den ursprünglichen Kunden stellen. So ist sichergestellt, dass die liquiden Mittel an euer Unternehmen zurückfließen und ein eigenes initiiertes Mahnungsverfahren ausbleibt. Aus diesem Grunde lässt sich Factoring auch als Forderungsverkauf definieren, da ihr Rechnungen in Form einer Forderung an die Factoringgesellschaften weiterverkauft.
Ablauf der Vorfinanzierung
So durchläuft dieser Rechnungsvorfinanzierungprozess immer die gleichen Schritte. Zunächst einmal muss eine erbrachte Leistung einem Kunden in Rechnung gestellt werden. Genau diese Rechnung wird dann an die Factoringgesellschaft weiterverkauft. Die Factoringgesellschaft bezahlt entsprechend der Rechnung, abzüglich einer gewissen Gebühr (in der Regel 3%). Nachgelagert bezahlt dann der Kunde die Rechnung in vollem Umfang bei der Factoringgesellschaft. Basierend durch die entstandene Differenz von 3% erwirtschaftet die Factoringgesellschaft selber Umsätze. Nach der gesetzlichen Vorschrift muss eine Rechnung innerhalb von drei Wochen bezahlt werden, bevor überhaupt ein Mahnungsverfahren eröffnet werden kann, welches dann erneut Zeit in Anspruch nimmt. Genau dieser Prozess kann auf wenige Tage durch die Factoringgesellschaft verkürzt werden. So ist auch ein Ausfallschutz sichergestellt. Denn selbst wenn der Kunde final gar nicht zahlungsfähig ist, obliegt dieses Risiko nun bei der Factoringgesellschaft und nicht mehr bei euch. Auch nachgelagerte Inkassoverfahren, die möglicherweise sogar zum vollständigen Zahlungsausfall führen, sind weiterhin das Betriebsrisiko der Factoringgesellschaft. Die Vorteile sind daher sehr einleuchtend. Ihr verliert zwar einen gewissen Prozentsatz der offenstehenden Rechnungen (eben durch die Factoringgebühr) aber müsst euch keine Sorgen mehr machen, ob und wann der Rechnungsbeitrag auf das Geschäftskonto überwiesen wird. Die ganz konkrete Factoringgebühr variiert je nach Unternehmen. Durchschnittlich lassen sich aber 3% benennen. Angenommen ihr hättet also einen Auftrag in Höhe von 10.000 Euro, würden entsprechend 300 Euro für die Factoringgebühr anfallen. In dieser Gebühr mit einbegriffen ist eine Verwaltungspauschale der Factoringgesellschaft und die Bonitätsprüfung der Kunden.
Übersicht der Firmen
Es exisitert eine Bandbreite an Firmen, die als Factoringgesellschaft agieren. Namentlich zu nennen wären die folgenden Anbieter: aifinyo, Billie, finiata, fundflow, pagido.
Diese unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Auszahlungsdauer und Gebühr sowie vertragliche Rahmenbedingungen. Eine Übersicht haben wir euch hier in der Tabelle zusammengestellt. Diese sind insbesondere für kleinere Unternehmen interessant:
Darüber hinaus gibt es auch noch größere Factoringgesellschaft, wie die ABS Global Factoring, die sich speziell auf Großunternehmen fokussiert haben. Diese Factoringgesellschaften gehen eine feste vertragliche Bindung mit dem Unternehmen ein, sodass grundsätzlich immer alle Rechnungen über die Factoringgesellschaft abgewickelt werden. Dafür ist allerdings ein Mindestumsatz jährlich von 500.000 € notwendig. Allerdings ist dieser Vorgang sehr im Interesse der großen Unternehmen, da sie sich nicht mehr mit einzelnen Kunden individuell abstimmen und abmahnen müssen, sondern nur noch einen Ansprechpartner in der Factoringgesellschaft haben, wodurch natürlich der bürokratische Umfang bei einem solchen Umsatzvolumen extrem reduziert wird.
Zusammenfassend lassen sich also bei diesem Finanzierungsverfahren die folgenden Punkte als Vorteil nennen: Zum einen seid ihr beinahe sofort liquide und könnt sichergehen, dass die erwarteten finanziellen Mittel für Investitionen oder Personalausgaben sorglos abgedeckt werden. Zudem führt die verbesserte Liquidität auch zu einem verbesserten Rating bei eurer Hausbank. Außerdem senkt sich insgesamt das finanzielle Risiko, da insbesondere Zahlungsausfälle, die sogar existenzgefährdend sein könnten, ausbleiben. Gerade wenn ihr sehr lange an einem Projekt gearbeitet habt und der Kunde zahlungsunfähig ist, kann dieser Umstand sonst existenzgefährdend sein. Bei allen Vorteilen sollen aber natürlich auch die Nachteile nicht ungenannt bleiben. Je nach Umsatzvolumen kann auch die Factoringgebühr sehr hoch ausfallen. Diese Diskrepanz wäre unter anderen Umständen im eigenen Unternehmen möglicherweise besser investiert. Des Weiteren muss natürlich die Factoringgesellschaft als solche auch wirklich überprüft werden. Die vertraglichen Beschlüsse sollten von einem Anwalt gegengelesen werden, sodass würde ich sicherstellt, dass auch bei einem Zahlungsausfall vom Kunden ihr nachgelagert nicht doch dafür haften müsst.
Arten von Factoring
Im Unternehmensalltag haben sich verschiedene abgrenzbare Varianten des Factoring gebildet, die hier kurz vorgestellt werden sollen:
- Die Full-Service-Factoring ist das Standard-Verfahren und die verbreitetste Form. Nach dem Ankauf von Rechnungen übernimmt die Gesellschaft das Mahn- und Inkassowesen.
- Anders sieht es hingegen beim Inhouse-Factoring aus. Hier übernimmt weiterhin euer Unternehmen das Mahn und Inkassowesen. Die Factoringgesellschaft selber finanziert somit lediglich die Forderungen und übernimmt im Zweifelsfall den Ausfallschutz.
- Darüber hinaus gibt es noch das Fälligkeitsfactoring. Hier kümmert sich die Factoringgesellschaft um den Einzug der Fälligkeit bzw. unternimmt alle rechtlichen Schritte, damit die Forderung eingeholt werden kann. Sie übernimmt aber im Zweifelsfall vorab keine Finanzierung.
- Eine weitere Möglichkeit Factoringgesellschaften einzuteilen, liegt in der Unterteilung zwischen echtes und unechtes Factoring. Das echte Factoring besteht dann, wenn tatsächlich die Gesellschaft das komplette Risiko übernimmt. Das bedeutet die Forderung zum einen sofort auszahlt, als auch vollumfänglich beim Kunden versucht diese einzuholen und im Zweifelsfall beim Zahlungsausfall auch auf diesem Risiko sitzen bleibt. Sollte ein Punkt davon abweichen, spricht man von einem unechten Factoring.
- Schlussendlich lassen sich die Factoringgesellschaften noch in ein offenes und stilles Factoring einteilen. Bei dem offenen Factoring kommuniziert man gegenüber dem Schuldner (der auch Debitor genannt wird) klar und offen, dass die Forderung an eine Firma outgesourct wurde und sich diese entsprechend um die Zahlungseinholung kümmern wird. Beim stillen Factoring ist dies nicht der Fall. Hier agiert die Factoringgesellschaft im Hintergrund und der Debitor unterliegt weiterhin dem Glauben, Schuldner beim ursprünglichen Unternehmen zu sein. Diese Form ist zwar theoretisch denkbar wird in der Praxis aber selten umgesetzt.
FAQ – Häufig gestellte Fragen
Der Factoring Prozess läuft wie folgt ab: Ein Factoring Unternehmen kauft die Forderungen von euch ab und holt sich jenen Betrag selbstständig vom Kunden. Dadurch erhaltet ihr zwar nicht den vollen Rechnungsbetrag, erspart euch aber das Mahnverfahren und seid sofort wieder liquide.
Wenn ihr ein Factoring Unternehmen beauftragt, müsst ihr eine entsprechende Gebühr bezahlen. Dieser Vorfinanzierungszinssatz wird auf den Bruttoumsatz erhoben. In der Regel schwankt der Betrag je nach Größe des Bruttoumsatzes zwischen 0,1% und 3,0%.
Das Factoringunternehmen unterstützt euer Unternehmen dadurch, indem sie den offenen Rechnungsbeitrag sofort bereitstellt. Gleichzeitig kümmert sich das Factoringunternehmen um die Übernahme des Debitorenmanagements.
Dieser Prozess ist nicht für jedes Tätigkeitsfeld geeignet und verursacht letztendlich auch Kosten, das eine Factoringgebühr stets erhoben wird. Außerdem kann der Prozess ein schlechtes Signal an eure Kunden aussenden und eben jenes Verhältnis langfristig schaden.
Es existieren verschiedene Arten von Factoring. Zu nenne wären hier : Full-Service-Factoring, Inhouse-Factoring, Fälligkeitsfactoring, Echtes bzw. unechtes Factoring, Offenes und stilles Factoring. Sie unterscheiden sich inbesondere hinsichtlich ihrer Übernahme des Mahnwesens. Genauere Informationen zu jeder Variante sind im Artikel aufgelistet.